Podiumsdiskussion am Schluß der Konferenz:
(links -> rechts) Prof. Ilan Pappe – Essex, Großbritannien,
Prof. Haydar Eid – Al-Aqsa
Universität, Gaza,
Annette Groth Bundestagsabgeordnete und
menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion der Partei DIE LINKE im
Bundestag,
Roberto Sanchez, Moderator,
EvelynHecht-Galinski, Publizistin und Friedensaktivistin,
Ali Abunimah, Chefredaketeur der electronicintifada.net,
Prof. Mazin Qumsiyeh, Palästinensischer Wissenschaftler – Universitäten Bethlehem und Birzeit
Prof. Ilan Pappe begrüßt die Stuttgarter Erklärung.
Wir freuen uns, dass Prof. Richard Falk die Stuttgarter Erklärung ebenfalls unterzeichnet hat.
Seinen Kommentar dazu, können Sie hier lesen.
Prof. Lawrence Davidson, Professor of Middle East History, West Chester University begrüßt die Stuttgarter Erklärung und setzt sie in historischer Perspektive.
Unter den Unterzeichnern befinden sich auch: Omar Barghouti, Jeff Halper, Hermann Dierkes, Hajo Meyer, Professor Uri Davis, Hedy Epstein, Domnique Vidal, Stéphane Hessel und George Galloway.
Danke an die Gruppe Arbeiterfotografie für ihre hervorragende Dokumentation: stuttgart-palaestina-konferenz.Vor kurzem wurden die Organisatoren der Stuttgarter Konferenz und besonders jene, die die Stuttgarter Erklärung unterschrieben haben, von mehreren deutschen Autoren und Politikern heftig kritisiert, auch in dem für Deutsche aus der linken Mitte so typischen aggressiven Ton.
Abgesehen von den unwichtigen Aspekten des Streits – wie dem Stil und die eigenartige Fokussierung auf irgendeine Person, die die Erklärung unterschrieben hat – sollten die wesentlichen Fragen und Gesichtspunkte hervorgehoben werden, mit der diese Konferenz einen so wichtigen Beitrag für den palästinensischen Kampf geleistet hat.
Unter den Aktiven im Kampf um Palästina gibt es auf der einen Seite das orthodoxe Herangehen und auf der anderen eine neue herausfordernde Bewegung. Das orthodoxe Herangehen gründet seine Friedensvision auf eine Zwei-Staaten-Lösung und auf der tiefen Überzeugung, dass eine Veränderung der israelischen Gesellschaft durch das dortige Friedenslager eine gerechte Lösung bringen wird. Zwei völlig souveräne Staaten würden nebeneinander existieren, sie würden sich einig werden in der Frage der palästinensischen Flüchtlinge und gemeinsam über die Zukunft Jerusalems entscheiden. Dies schließt auch den Wunsch mit ein, Israel als einen Staat all seiner Bürger zu sehen und nicht nur als einen jüdischen Staat – der jedoch seinen jüdischen Charakter behalten soll.
Diese Vision gründete sich einerseits auf den Wunsch, den Palästinensern zu helfen und andererseits auf realpolitische Überlegungen. Sie nährt sich aus einer Überempfindlichkeit gegenüber den Wünschen und Ambitionen der mächtigen israelischen Seite und aus einer übertriebenen Rücksichtnahme auf das internationale Kräfteverhältnis und sie will vor allem auch der amerikanischen Grundposition und Haltung zu diesem Problem entgegenkommen. Es ist dennoch eine aufrichtige Position und in dieser Hinsicht unterscheidet sie sich von der Position der politischen Eliten des Westens. Diese waren viel zynischer als sie ihre sanftere Version der orthodoxen Sicht ins Spiel brachten. Diese Politiker wussten und wissen sehr wohl, dass ihr Diskurs und Plan Israel erlaubt, die Enteignung Palästinas und der Palästinenser ohne Unterbrechung fortzusetzen. Es ist kein glaubwürdiges Rezept zur Beendigung der Kolonisierung Palästinas. Bei den Aktivisten hat die orthodoxe Sicht allmählich an Bedeutung verloren. Sie wird noch immer hochgehalten vom offiziellen Friedenslager in Israel und von den liberalen zionistischen Organisationen weltweit, ebenso wie von den linkeren Politikern in Deutschland und Europa. Im Namen der Realpolitik und der Effizienz wird sie auch in gewisser Weise immer noch von guten Freunden, wie Norman Finkelstein und Noam Chomsky, vertreten.
Doch die große Mehrheit der Aktivisten wollen sie nicht mehr. Die BDS-Bewegung, die durch die palästinensische Zivilgesellschaft innerhalb und außerhalb Palästinas initiiert wurde, das wachsende Interesse und die Unterstützung für eine Ein-Staaten-Lösung und die Entstehung eines entschiedeneren, wenn auch kleinen, antizionistischen Friedenslagers in Israel haben zu alternativem Denken geführt. mehr »